Vigil - Staffel 2

Micha | 18.01.2025

Zunächst das Positive. Die erste Staffel von “Vigil” mit dem Untertitel “Tod auf hoher See” ist eine wirklich tolle und überdurchschnittliche Krimiserie. Ein bemerkenswertes Setting, ein überzeugendes Casting, zwei klasse Ermittlerinnen und eine neue Story, die man so noch nicht gesehen hatte. Klar ist das Neue hier vor allem dem Umstand geschuldet, dass die main line auf einem U-Boot spielt. Alleine das schafft beim Zuschauen bereits ein bedrohliches Grundgefühl. Völlig zurecht hat die Serie viele Preise abgeräumt. Noch mehr Positives. Man freut sich förmlich wie Bolle auf die zweite Staffel, denn nicht nur das Ermittlerinnen-Duo funktionierte. Gerne erfährt man, wie Alles weiter geht.

Leider kommt dann nicht mehr viel mehr auf der Haben-Seite, was die Staffel zwei betrifft, eine typisch gewollte Fortsetzung, weil die erste Staffel eben so erfolgreich war. Zwei Ermittlerinnen, zwei Handlungsorte, das hat man einfach kopiert. Die anderen Zutaten sind leider: unglaubwürdige Geschichte, unlogische Details, Overacting (oder liegt das an der Schwangerschaft?) und einfach nichts Neues. Mich erinnert Detective Chief Inspector Amy Silva mehr an John McClane (Die Hard) als an eine schottische Polizistin, gemischt mit einem detektivischen Anstrich von “Das Böse unter der Sonne” plus einer großen Prise Homeland obendrauf. Das hat spannende Momente, keine Frage, aber Alles in Allem funktioniert es nicht. Es funktioniert übrigens auch nicht die Idee, moralische Fragen über den MI5, über Drohnen und die Rüstungsindustrie an sich zu beantworten. Wirklich schade um das Potential der beiden Detektivs.

Es muss leider noch etwas gesagt werden zur Filmtechnik. Selbst Laien oder modernen Menschen, die Serien auf dem Handy schauen, dürfte nicht entgangen sein, dass mit dem Bild irgend etwas nicht stimmt. Dazu habe ich etwas nachgeforscht und… keine Panik, das war Absicht. Dazu ein Zitat der Produktion:

“The second series is a departure from the first, and we had to capture that in the look.The story is set between Glasgow and the fictional country of Wudyan in the Middle East. With two drastically different locations, we had to decide how to navigate that visually. We experimented with different colour palettes for the primary locations. The Glasgow scenes feature a cooler palette, occasionally leaning towards green. In contrast, we used warmer hues to convey the Middle East’s heat and intensity. Given that many of the latter scenes were shot in Scotland, it was crucial that we convincingly depicted the Middle East.”

What the fuck?! Sie trauen ihren Zuschauer nicht zu, die häufigen Szenenwechsel von Schottland in den Mittleren Osten nachzuvollziehen. Es reicht nicht aus, dass an den zwei unterschiedlichen Orten völlig unterschiedliche Personen handeln und das Setting völlig unterschiedlich ist. Zum Einsatz kommt neben Color Grading auch eine Art Bluring, was das wahrscheinlich in 8K mit HighEnd-Kameras gedrehtes Bild nachträglich so ruiniert, dass es einem die Augen beleidigt. Nicht durchgehend, aber manche Szenen sind wahrlich grotesk, wie mit dem Handy gefilmt. Eine Frage auf reddit, ob andere auch Probleme mit dem Bild haben, beantwortet ein Kommentar wie folgt:

“You are not alone. Season I looked so good. Season 2 looks like it was color graded by a teenager using Instagram filters.”

Eine Staffel III ist im Gespräch.